Stewart ZA, Wilinska ME, Hartnell S, Temple RC, Rayman G, Stanley KP, Simmons D, Law GR, Scott EM, Hovorka R, Murphy HR; Cambridge, UK.

Hintergrund: Bei Patienten mit Typ-1-Diabetes, die nicht schwanger sind, konnte gezeigt werden, dass der künstliche Pankreas (Closed-Loop-System mit automatisierter Insulinabgabe) eine bessere glykämische Kontrolle ermöglicht als die sensorunterstützte Pumpentherapie. Es fehlen jedoch Daten zur Wirksamkeit, Sicherheit und Machbarkeit einer Closed-Loop-Therapie während der Schwangerschaft.

Methodik: Die Autoren führten eine offene, randomisierte, Crossover Studie durch, bei der die nächtliche Closed-Loop-Therapie mit der sensorunterstützten Pumpentherapie verglichen wurde. Im Anschluss, wurde das Closed-Loop-System Tag und Nacht genutzt. 16 schwangere Frauen mit Typ-1-Diabetes führten in randomisierter Reihenfolge 4 Wochen lang eine Closed-Loop-Therapie (Intervention) und eine sensorunterstützten Pumpentherapie (Kontrolle) durch. Im Anschluss nutzten 14 der Teilnehmerinnen das Closed-Loop-System Tag und Nacht bis zur Entbindung. Der primäre Endpunkt war der prozentuale Anteil Zeit, in dem die nächtlichen Glukosewerte innerhalb des Zielbereichs (63 – 140mg/dl [3,5 – 7,8 mmol/l]) lag.

Ergebnisse: Der prozentuale Anteil Zeit, in dem die nächtlichen Glukosewerte innerhalb des Zielbereichs lagen war in der Closed-Loop-Therapie-Gruppe größer als in der Kontrollgruppe (74,4 % vs. 59,5 %; absolute Differenz 15,2 Prozentpunkte, 95 % Konfidenzintervall 6,1 – 24,2; p = 0,002). Der nächtliche mittlere Glukosespiegel lag in der Closed-Loop-Gruppe niedriger als in der Kontrollgruppe (119 vs. 133 mg/dl [6,6 vs. 7,4 mmol/l], p = 0,009). Die Zeitspannen mit Glukosewerten unterhalb des Zielbereichs waren in beiden Gruppen nicht signifikant unterschiedlich (1,3 % und 1,9 %; p = 0,28), auch Insulindosis und unerwünschte Ereignisraten waren in beiden Gruppen nicht statistisch signifikant unterschiedlich. Während der Anschlussphase (bis zu 14,6 zusätzliche Wochen inklusive vorgeburtlicher stationärer Aufnahme, Wehen und Entbindung) befanden sich die Glukosewerte zu 68,7 % der Zeit im Zielbereich, der mittlere Blutglukosewert betrug 126 mg/dl (7,0 mmol/l). Episoden von schwerer Hypoglykämie, die Fremdhilfe erforderten, traten nicht auf.

Schlussfolgerung: Die nächtliche Therapie mit Closed-Loop-Therapie erbrachte eine bessere glykämische Kontrolle als die sensorunterstützte Pumpentherapie bei Schwangeren mit Typ-1-Diabetes. Frauen, die eine Closed-Loop-Therapie tags und nachts erhielten, zeigten eine gute glykämische Kontrolle über längere Zeit, auch vor und während der Geburt.

Kommentar: Das Closed-Loop-System, oder auch künstlicher Pankreas genannt, bringt ein schönes Ergebnis nach dem anderen hervor, nun wurde auch für Schwangere Typ-1-Diabetes-Patientinnen gezeigt, dass das System gut funktioniert, der ja schon sehr guten sensorgestützten Pumpentherapie überlegen ist und außerdem – trotz Automatismus und sogar auch bei Wehen und Entbindung zuverlässig funktioniert und weder Ketoazidosen noch schwere Hypoglykämien auftraten. Natürlich weiß man nicht, ob es unter „real life“ Bedingungen, also außerhalb eines Studiensettings, genauso gut funktioniert. Dies werde aber hoffentlich zukünftige Beobachtungen zeigen können. Dann bliebe „nur“ noch die Klärung der Kostenübernahme.



Autorin: Prof. Dr. med. Nanette Schloot
Deutsches Diabetes-Zentrum DDZ
Leibniz-Zentrum für Diabetes-Forschung
an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf
Auf'm Hennekamp 65
40225 Düsseldorf

Erschienen in: Diabetes-Congress-Report, 2016; 16 (5) Seite 46-48