Viele Menschen mit Typ-2-Diabetes haben Schwierigkeiten, ihr Gewicht deutlich zu reduzieren und anschließend zu halten.[1-7] Welche Herausforderungen Behandelnde und Betroffene im Praxisalltag bewältigen müssen, erfahren Sie hier!
Lebensstiländerungen: Selbst unter Studienbedingungen schwierig [1-7]
Die Therapie des Typ-2-Diabetes (T2D) geht immer mit Lebensstilmaßnahmen einher.[8] In den entsprechenden Praxisempfehlungen der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG) werden vor allem die Gewichtsreduktion, die Steigerung der körperlichen Aktivität und die Verbesserung der kardiovaskulären Fitness empohlen.[8] Dies verdeutlicht die Relevanz einer Anpassung an einen gesunden Lebensstil sowohl für die Prävention des T2D aber auch für die Reduktion der komplexen Pharmakotherapie und die Progression der Erkrankung.[8].
Inwiefern sich eine intensive Lebensstiländerung unter fortlaufender ärztlicher Anleitung gegenüber der üblichen Versorgung durch Blutzuckerkontrolle und Schulungsmaßnahmen auf die Erfolge einer Gewichtsreduktion auswirken kann, untersuchte die Look AHEAD-Studie.[5,6, a] Im ersten Jahr erreichten die Studienteilnehmenden eine durchschnittliche Gewichtsabnahme von 8,7 kg. Allerdings konnten nur 68 % der Proband:innen ihr Gewicht um mindestens 5 % reduzieren. [5,6]
Abb. 1: Durchschnittliche Gewichtsreduktion im Vergleich zum Ausgangswert im Jahr 1, 4 und 8 in der Interventionsgruppe bestehend aus Menschen mit Typ-2-Diabetes.
Gewichtsreduktion bei Typ-2-Diabetes: Spielen die Hormone gegen uns?
Selbst wenn das Gewicht durch eine veränderte Ernährungsweise und mehr Bewegung reduziert wird, kann es dazu kommen, dass die Betroffenen ihr neues Gewicht nicht halten können. [9,10]
Gehen wir auf Ursachenforschung: unser Körper hat die Tendenz, das einmal erreichte Übergewicht zu halten.[9,10] Hormone wie Ghrelin (führt zu einem erhöhten Hungergefühl) und Leptin (erhöht das Sättigungsgefühl) wirken im Hintergrund. So kann es bei einer Gewichtsreduktion dazu kommen, dass Ghrelin zunimmt und Leptin abnimmt. Gleichzeitig reduziert der Körper nach Verringerung des Körpergewichts u. a. auch den Energieumsatz.[9,10]
Das Ergebnis: Ein Ungleichgewicht zwischen einem gesteigerten Hungergefühl und der tatsächlich benötigten Energie, was in einem Überschuss an über die Ernährung zugeführter Energie resultiert. Werden dann überschüssige Nährstoffe zum Beispiel im Fettgewebe gespeichert, kann dies die Gewichtskontrolle erschweren.[9,10]
Neben hormonellen Veränderungen können auch weitere, bisher unbekannte Faktoren, der Gewichtsreduktion bei Typ-2-Diabetes entgegenwirken:

Gewichtsreduktion von 15 % und mehr: der Schlüssel zum Erfolg?
In einer 2022 veröffentlichten Studie werteten Lingvay et al. klinische Studien aus und empfahlen eine Gewichtsreduktion von 15 % oder mehr, um krankheitsmodifizierende Effekte bei Menschen mit Typ-2-Diabetes zu erzielen.[10] So kann bei Patient:innen, die sich einer bariatrischen Chirurgie unterzogen haben, ab diesem Schwellenwert unabhängig von der Operationstechnik ein Mortalitätsvorteil nachgewiesen werden. In der DiRECT-Studie zeigte sich eine klare Beziehung zwischen Gewichtsverlust und Remission [b] des T2D, mit einer Erfolgsrate von mehr als 70 % oberhalb einer Gewichtsreduktion von 15 %.[11] Allerdings sprachen nur zwei von zehn Teilnehmenden auf die restriktiven Interventionen an und hielten diese durch – dies legt nahe, dass 80 % der Studienteilnehmenden zusätzliche Maßnahmen benötigen.[11]
Blick in die Zukunft
Die Hoffnung von Lingvay et al. richtet sich auf die neuen inkretinbasierten Medikamente zur Therapie des Typ-2-Diabetes wie GIP/GLP-1-Rezeptor-Agonisten und GLP-1-Rezeptor-Agonisten. So können neben einer starken Blutzuckersenkung erstmalig auch deutliche Gewichtsreduktionen im Bereich von 15 % und mehr erzielt werden.[12–14]

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