Adipositas und Typ-2-Diabetes zählen zu den häufigsten chronischen Erkrankungen – mit hoher Prävalenz und gesellschaftlicher Relevanz. Beide Erkrankungen sind eng miteinander verbunden, denn Übergewicht – insbesondere in Form von viszeralem Fett – begünstigt pathophysiologische Prozesse wie Insulinresistenz und chronische Entzündungen. Die frühzeitige Prävention spielt daher eine Schlüsselrolle. Das nationale Diabetesinformationsportal diabinfo.de stellt hierfür evidenzbasierte Informationen, praxisnahe Materialien und aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse bereit.

In Deutschland sind etwa zwei Drittel der Männer und über die Hälfte der Frauen übergewichtig. Rund ein Viertel der Erwachsenen gilt als adipös [1]. Neben genetischer Veranlagung stellen ein unausgewogenes Essverhalten, Bewegungsmangel, chronischer Stress und ein niedriger sozioökonomischer Status Risikofaktoren für die Entstehung von Adipositas dar. Adipositas zählt wiederum zu den Hauptrisikofaktoren für Typ-2-Diabetes. So haben Menschen mit Adipositas verglichen mit normalgewichtigen Personen ein mehr als dreifach erhöhtes Risiko für Stoffwechselerkrankungen wie Typ-2-Diabetes [2, 3].

Neben gesundheitlichen Beschwerden entstehen erhebliche Kosten für das Gesundheitssystem: Schätzungen der Welt-Adipositas-Föderation (World Obesity Federation) zufolge könnten sich die direkten und indirekten Kosten von Übergewicht und Adipositas in Deutschland bis zum Jahr 2060 auf rund 250 Milliarden US-Dollar belaufen [4].

Über diabinfo.de
Das nationale Diabetesinformationsportal diabinfo.de bietet mit seinen Bereichen Vorbeugen, Leben mit Diabetes und Informationen für Fachkreise aktuelle, neutrale und wissenschaftlich geprüfte Informationen zu allen Formen des Diabetes mellitus sowie zur Prävention von Diabetes und weiteren nicht-übertragbaren Erkrankungen wie Adipositas und Herz-Kreislauf-Erkrankungen. diabinfo.de ist ein gemeinsames Angebot von Helmholtz Munich, des Deutschen Diabetes-Zentrums (DDZ) und des Deutschen Zentrums für Diabetesforschung (DZD). Initiiert wurde das Portal von der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA). Die Förderung erfolgt durch das Bundesinstitut für Öffentliche Gesundheit (BIÖG; ehemals BZgA). Zudem wird das Portal unterstützt durch das Diabetesnetz Deutschland – gemeinsam gesünder, das Bundesministerium für Gesundheit (BMG) sowie das Bundesministerium für Forschung, Technologie und Raumfahrt (BMFTR).

Vor dem Hintergrund der gesundheitlichen und gesellschaftlichen Folgen kommt der Prävention eine entscheidende Bedeutung zu. Um die Entstehung und das Fortschreiten von Adipositas und Typ-2-Diabetes zu verhindern, braucht es gezielte Präventionsmaßnahmen, die auf einen gesundheitsförderlichen Lebensstil (Primärprävention) und eine Früherkennung (Sekundärprävention) abzielen.

Adipositas: Krankheit und Risikofaktor

Adipositas ist eine chronische, multifaktorielle Erkrankung, die durch eine übermäßige Ansammlung von Körperfett gekennzeichnet ist. Für die Klassifikation des Körpergewichts wird der Body-Mass-Index (BMI) verwendet: Ab einem BMI von 30 kg/m² spricht man von Adipositas. Die Verwendung des BMI als alleiniges Maß zur Definition von Adipositas und damit verbundenen Gesundheitsrisiken wird unter Fachpersonen jedoch zunehmend kritisch diskutiert, da er weder die individuelle Körperzusammensetzung noch die Verteilung des Körperfetts berücksichtigt. Dabei geht insbesondere das viszerale Fettgewebe im Bauchraum mit einem erhöhten Gesundheitsrisiko einher: Es setzt entzündungsfördernde Botenstoffe frei, beeinflusst Stoffwechselprozesse und kann die Entwicklung einer Insulinresistenz begünstigen. Adipositas ist daher nicht nur eine eigenständige Erkrankung, sondern auch ein zentraler Risikofaktor für Typ-2-Diabetes und weitere Erkrankungen. Das zeigt sich auch in epidemiologischen Daten: So haben etwa 80 Prozent der Erwachsenen mit Typ-2-Diabetes Übergewicht oder Adipositas [5].

Primärprävention durch Verhaltensänderung

Die Primärprävention umfasst Maßnahmen, die auf den Erhalt der Gesundheit abzielen. Sie setzt somit bereits vor dem Auftreten einer Erkrankung an. Ziel ist es, durch gesundheitsförderndes Verhalten das Auftreten von Adipositas und Typ-2-Diabetes zu verhindern. Dazu zählen:

  • Ernährung:

Eine gesundheitsförderliche Ernährung ist ausgewogen und bedarfsgerecht. Empfehlenswert ist eine pflanzenbetonte, ballaststoffreiche Kost mit reichlich Gemüse, Obst, Hülsenfrüchten, Vollkornprodukten sowie Nüssen und Samen. Hochverarbeitete, energiedichte Lebensmittel sowie zuckergesüßte Getränke und Alkohol sollten möglichst vermieden werden.

  • Körperliche Aktivität:

Regelmäßige Bewegung trägt dazu bei, eine ungesunde Gewichtszunahme zu vermeiden. Sitzende Tätigkeiten sollten möglichst reduziert oder regelmäßig unterbrochen werden. Bereits 150 Minuten moderate Bewegung und ergänzendes Krafttraining an zwei Tagen pro Woche, wie von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfohlen, wirken präventiv [6].

  • Verhaltensfaktoren:

Stressbewältigung, ausreichender Schlaf und Rauchverzicht tragen ebenfalls zur Prävention bei. Psychosoziale Faktoren und die Lebenswelt der betroffenen Personen sollten dabei stets berücksichtigt werden.

Zur Früherkennung eines erhöhten Risikos für Typ-2-Diabetes kann der wissenschaftlich validierte DIfE – DEUTSCHER DIABETES-RISIKO-TEST® (www.diabinfo.de/vorbeugen/diabetes-risiko-test) eingesetzt werden, etwa im Rahmen der hausärztlichen Vorsorge.

Mehrsprachiges Informationsangebot
Um Menschen mit einer Einwanderungsgeschichte in Deutschland den Zugang zu Informationen zu erleichtern, stellt diabinfo.de einen Großteil seiner Inhalte in mehreren Sprachen bereit. Die Informationen sind in Deutsch, Englisch, Türkisch, Polnisch und Russisch sowie teilweise in Arabisch und Ukrainisch verfügbar. Neben Artikeln rund um das Krankheitsbild Diabetes und die Prävention von nicht-übertragbaren Erkrankungen bietet diabinfo.de Erklärvideos und zahlreiche Downloadmaterialien wie Checklisten, Grafiken und Notfall-Dokumente in den verschiedenen Sprachen an. Fachkräfte finden unter https://www.diabinfo.de/fachkreise/downloads/informationen-zur-weitergabe-an-ihre-patientinnen-und-patienten.html Materialien zum kostenlosen Download, um sie gezielt an Patientinnen und Patienten weiterzugeben.

Prävention von Folge- und Begleiterkrankungen

Adipositas kann zahlreiche Folge- und Begleiterkrankungen nach sich ziehen. Nahezu jedes Organsystem kann betroffen sein.

Das Risiko für Folgeerkrankungen steigt mit Dauer und Schweregrad der Adipositas. Auch genetische Faktoren und ein hoher Anteil an viszeralem Fett spielen eine wichtige Rolle. Besonders Typ-2-Diabetes und Fettlebererkrankungen sind eng mit Adipositas verknüpft und können sich gegenseitig verstärken. Schon eine Gewichtszunahme um eine BMI-Einheit im jungen Erwachsenenalter kann das Risiko für Typ-2-Diabetes um rund 25 Prozent steigern [7]. Neben körperlichen Beschwerden geht Adipositas oft mit einer eingeschränkten Lebensqualität und psychosozialen Folgen wie Stigmatisierung oder Depressionen einher.

© diabinfo
Abb: Adipositas erhöht das Risiko für zahlreiche Folgeerkrankungen, die nahezu jedes Organ betreffen können.

Wird Adipositas früh behandelt, kann das Risiko für Folgeerkrankungen gesenkt und die Lebensqualität verbessert werden. Bereits eine moderate Gewichtsabnahme von drei bis fünf Prozent wirkt sich positiv auf Folge- und Begleiterkrankungen aus. Sie kann die Insulinsensitivität verbessern sowie Blutdruck und Lipidstoffwechsel positiv beeinflussen, sodass auch das Risiko für Typ-2-Diabetes und kardiovaskuläre Erkrankungen sinkt [8].

Praxisnahe Informationen zur Prävention von Typ-2-Diabetes und Adipositas bietet das nationale Diabetesinformationsportal diabinfo.de.


Literatur:
1. Mensink GBM, Schienkiewitz A, Haftenberger M et al. Übergewicht und Adipositas in Deutschland. Ergebnisse der Studie zur Gesundheit Erwachsener in Deutschland (DEGS1). Bundesgesundheitsbl. 2013 May 25;56:786-794. doi: 10.1007/s00103-012-1656-3
2. Deutsche Adipositas Gesellschaft e.V. S3-Leitlinie Adipositas – Prävention und Therapie. Version 5.0. Oktober 2024. Verfügbar unter: https://register.awmf.org/de/leitlinien/detail/050-001. Zugriff am: 16.07.2025
3. World Health Organization. Obesity: preventing and managing the global epidemic. Report of a WHO consultation. World Health Organ Tech Rep Ser. 2000;894:i-xii, 1-253. PMID: 11234459
4. World Obesity Federation. The Economic Impact of Overweight & Obesity in 2020 and 2060. 2nd Edition with Estimates for 161 Countries. 2022. London. Verfügbar unter: https://data.worldobesity.org/publications/WOF-Economic-Impacts-2-V2.pdf. Zugriff am: 18.07.2025
5. Gregg EW, Cheng YJ, Narayan KMV et al. The relative contributions of different levels of overweight and obesity to the increased prevalence of diabetes in the United States: 1976–2004. Prev Med. 2007 Nov;45(5):348-352. doi: 10.1016/j.ypmed.2007.07.020
6. World Health Organization. WHO Guidelines on physical activity and sedentary behaviour. 2020. Geneva. ISBN: 978-92-4-001512-8
7. Schienkiewitz A, Schulze MB, Hoffmann K et al. Body mass index history and risk of type 2 diabetes: results from the European Prospective Investigation into Cancer and Nutrition (EPIC)–Potsdam Study. Am J Clin Nutr. 2006 Aug;84(2):427-433. doi: 10.1093/ajcn/84.1.427
8. Jensen MD, Ryan DH, Apovian CM et al. 2013 AHA/ACC/TOS guideline for the management of overweight and obesity in adults: a report of the American College of Cardiology/American Heart Association Task Force on Practice Guidelines and The Obesity Society. Circulation. 2014 Jun 24;129(Suppl 2):S102-S138. doi: 10.1161/01.cir.0000437739.71477.ee

Schwerpunkt Diabetesforschung

Autoren:
© privat
Lisa Krandick
Redaktion: diabinfo.de
Deutsches Diabetes-Zentrum (DDZ)

© privat
Laura Dauben
Redaktion: diabinfo.de
Deutsches Diabetes-Zentrum (DDZ)


Erschienen in: Diabetes-Forum, 2025; 37 (4) Seite 14-15